HINTER DEN KULISSEN DER AUSSTELLUNG „LEGENDS OF THE DAKAR“ IN DER KTM MOTOHALL

30 JAHRE KINI UND DAKAR

Die Rallye Dakar muss man nicht erst vorstellen. Sie ist ein unglaubliches Rennen, über das schon Millionen Geschichten geschrieben wurden. Darunter auch eine, die möglicherweise die „Geburtsstunde“ von KTM in der heutigen Form war. Die Rally Dakar ist das schwierigste und längste, gleichzeitig aber auch das spektakulärste Rennen, an dem man mit einem Motorrad teilnehmen kann. Wir alle genießen es, in jedem Januar Zeugen dieses Ereignisses zu sein.

Die Ausstellung „Legends of The Dakar“ ist nun geöffnet PC @FullGasCreative

Doch wann begann alles für KTM? Kehren wir zurück in die 1990er Jahre, als der österreichische Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner seine aktive Karriere in dieser Disziplin beendete und die Rally-Welt für sich entdeckte – trotz seiner anfänglichen Vorurteile. „Kini“, wie er liebevoll genannt wird, überzeugte Stefan Pierer (den Vorstandsvorsitzenden von KTM) davon, ein Team zusammenzustellen und offiziell als Teilnehmer für eines der weltweit härtesten Rennen anzumelden. Wir sind so froh, dass er das getan hat.

Heinz Kinigadner war der Vordenker, der KTM zum Rallye-Sport brachte PC @FullGasCreative

Seitdem haben sich unzählige Abenteuer ereignet, wurden Tausende von Storys geschrieben und viele Legenden geboren. KTM blickt stolz auf 19 Gesamtsiege bei der Rallye Dakar zurück. Sie wurden von neun Fahrern auf drei Kontinenten errungen, da das Rennen zunächst in Afrika und später in Südamerika veranstaltet wurde und seit einigen Jahren in Saudi-Arabien stattfindet. 30 Jahre nach Kinis erster offizieller KTM-Anmeldung feiern wir nun in der KTM Motohall in Mattighofen, der Heimat von KTM, die neue Sonderausstellung „The Legends Of The Dakar“ – und diese Ausstellung erweist sich als ein wahres Spektakel.

In der Vorbereitungszeit wurde viel darüber gesprochen, welche Bikes präsentiert werden sollten. Der verfügbare Platz war begrenzt, doch angesichts Hunderter Geschichten von so vielen Rennen bei der Dakar war das Angebot groß: Kinis Bike von der Dakar 1995, die LC4, mit der Fabrizio Meoni 2001 den ersten Sieg errang, die gigantische Zweizylinder-LC8 von 2002, das Gauloises-Bike von Richard Sainct, Nani Romas Motorrad von 2004 in den Repsol-Farben, die Bikes von Cyril Despres, Marc Comas Bikes, die erste 450 mit dem Fahrwerk der 690, die erste 450 der neuen Ära usw. Die Auswahl fiel sehr schwer, was allein schon ein Beleg für die ruhmreiche Geschichte von KTM bei dieser Rallye ist.

Cyril Despres – wieder vereint mit seinem siegreichen Bike von der Dakar 2005 PC @FullGasCreative

Einer der für den Erfolg der Ausstellung entscheidenden Faktoren waren die Informationen über dieses einzigartige Rennen, seine Geschichte und seine Zukunft, sowie die bislang noch nicht erzählten Geschichten, die die Besucher in die Wüste und die Gedankenwelt eines Teilnehmers der Rallye Dakar versetzen. Es war eine schwierige Aufgabe, aus den vielen Interview-Stunden für die Ausstellung die passenden Geschichten auszuwählen. Doch wie großartig war es, mit diesen Athleten sprechen zu können – Menschen, die Übermenschliches geleistet und Erfahrungen gesammelt haben, die kaum jemand sonst begreifen kann. Wir haben sie gebeten, tief in die Vergangenheit einzutauchen und uns Einblicke in jene Momente des Rennens zu geben, in denen sie ihre menschlichen Grenzen erreichten. Alle von uns befragten Athleten konnten sich an viele besondere Momente erinnern. Vielleicht betrachten sie diese Momente nun auch etwas anders als beim ersten Mal, als ihre Siege und die damit zusammenhängenden Emotionen noch „neu“ waren.

There’s lots of interactive videos and artefacts in the exhibition PC @FullGasCreative

Kinigadner hat siebenmal an der Dakar teilgenommen. Seine Vision, zu einer Zeit an den Start zu gehen, als weltweit nur sehr wenige Rennen stattfanden, und bei einem Rennen zu starten, das internationale Anziehungskraft hatte, war eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg der Adventure-Bike-Modelle – in einer Zeit, in der sich die Geschicke von KTM als Unternehmen zu verändern begannen. Kinis Ausrüstung war minimalistisch, wie damals üblich. Die Geschichten über Getriebe im Sand, Irrwege in einigen der noch unberührten Landschaften dieser Welt, das Schlafen in der Wildnis in einem Zelt und die Ausdauer, die von Mensch und Technik abverlangt wurde und ohne die ein Rennen nie hätte beendet werden können, waren kaum nachvollziehbar. Ja, Kini hätte wohl noch einige Tage lang erzählen können. Geschichten wie jene von Fabrizio und Richard erinnerten uns an vergangene Jahre der Dakar und an Athleten, die zwar einen wichtigen Platz in den Geschichtsbüchern dieses Rennens haben, aber im Laufe der Zeit ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Die Interviews waren ein großartiges Ereignis.

„Zu meiner Zeit war die Dakar das größtmögliche Abenteuer. Unglaubliche Landschaften, weit weg von zu Hause und ohne Telefon: Du warst mit deinem Motorrad allein. Eine wunderbare Erfahrung“, so Kinigadner.

„Es macht mich schon ein bisschen stolz und glücklich, dass ich Teil der Idee dieser Rallye und ihrer Umsetzung war. Ich bin dankbar dafür, dass ich dabei sein und alle diese Geschichten erleben durfte, die problemlos ein Buch füllen könnten! Im Januar finden keine weiteren Motorsportveranstaltungen statt. Deshalb sehen sich alle dieses eine Rennen an. Du zeigst zu Hause diese Fotos von Landschaften, von denen jeder Motorradsportler träumt. Das macht die Rallye Dakar so besonders“, fährt die österreichische Rennsportlegende fort.

Kevin Benavides, Sieger der Rallye Dakar 2023, besucht die Ausstellung PC @SebasRomero

Marc Coma, fünffacher Sieger der Rallye Dakar, signiert in der Ausstellung sein Sieger-Bike von 2009 PC @SebasRomero

15 Dakar-Siege auf einem Foto bei der Eröffnungsnacht der Ausstellung PC @FullGasCreative

Auch bei der Dakar steht heute Technik zur Verfügung, die Bilder viel schneller als früher in die gesamte Welt übertragen kann. Doch die Magie dieses Rennens bleibt weiter erhalten. Auch mit Cyril Despres und Marc Coma haben wir gesprochen. Beide gewannen die Dakar jeweils fünfmal und können heute ihre erbitterte Rivalität mit etwas mehr Abstand betrachten als vielleicht noch vor zehn Jahren. Und die Geschichten über ihre Zeit in Afrika und Südamerika waren absolut fesselnd. Wir haben uns ein Bild von einer vergangenen Ära gemacht, von hartem Wettbewerb, ernsten Gefahren und von Extremen, die aus der Wärme und Ruhe eines Interviewstudios heraus kaum vorstellbar waren. Eine Dakar auch nur zu beenden, ist schon eine große Leistung. Doch sie einmal, zweimal oder gar fünfmal zu gewinnen, ist kaum fassbar. Das gilt nicht zuletzt für die Mühen, die diese Athleten auf sich nahmen, um schließlich „die Besten“ zu sein.

In der neueren Zeit, die weltweit besser dokumentiert ist als je zuvor, sind die Geschichten nicht weniger intensiv, was nicht zuletzt der Unterstützung von Red Bull zu verdanken ist. Matthias Walkner erzählt, wie besonders es war, ein österreichischer Fahrer auf einem österreichischen Motorrad mit einem österreichischen Sponsor zu sein. 

Sam Sunderland erklärt, wie emotional sein Sieg 2017 war, nachdem er sich von einer schweren Verletzung erholt hatte, und Toby Price gewann ein Rennen mit einem gebrochenen Kahnbein. Den Fahrern fällt es leicht, sich an diese Zeit und die Rennen zu erinnern. Doch stell dir folgende Situation vor: Du steigst auf eine Enduro, legst noch etwas Gewicht auf, fährst in die Wüste, liest die in Form einiger kleiner Symbole dargestellte Wegbeschreibung, die du noch nie gesehen hast (das Roadbook), und legst mit deinem Motorrad Hunderte von Kilometern mit hoher Geschwindigkeit zurück. 14 Tage hintereinander, unter extremen Bedingungen, unter denen du dich weder sonnen noch Ski fahren würdest. Das ist der ultimative Härtetest.

Möglicherweise ebnete Kinis Vision vor rund 30 Jahren den Weg für die READY TO RACE-Mentalität von KTM. Und als das österreichische Unternehmen erst einmal seinen Weg auf die Siegerstraße gefunden hatte, gab es für das Team in Orange buchstäblich kein Halten mehr. Eine Dakar ist von unzähligen Unwägbarkeiten gekennzeichnet. Dieses Rennen 19-mal zu gewinnen, ist unglaublich – wobei von 2001 bis 2019 18 Erfolge nacheinander gelangen. Den bisher jüngsten Erfolg, im 30. Teilnahmejahr perfekt „terminiert“, erreichte im Januar 2023 Kevin Benavides. Der Argentinier holte sich den Sieg vor seinem Teamkollegen Toby Price, wenngleich sein Vorsprung nur minimal war. Vor 30 Jahren war die Dakar im Wesentlichen die gleiche wie heute – und doch so grundlegend anders.

Klicke hier, um mehr über die Sonderausstellung „Legends Of The Dakar“ zu erfahren. Oder besuche die KTM Motohall im österreichischen Mattighofen.