Wie würden wir die Dakar-Rallye 2025 bisher beschreiben? Wahrscheinlich am besten mit den Worten: „ein intensives Abenteuer!“. Vom ersten Dreh am Gasgriff an zählte jeder Kilometer. Nach einer 48-stündigen Chrono-Etappe ging es direkt weiter mit einer Marathon-Etappe, die die Ergebnisse für den zweiten, dritten und vierten „Tag“ bestimmte. Die erste und fünfte Etappe rahmten diese langen Abschnitte in den beeindruckenden Weiten der saudi-arabischen Wüste ein. Für die Fahrer blieb kaum Zeit, zwischen der intensiven Rallye-Action und den Nächten in Zelten unter den Sternen des Nahen Ostens durchzuatmen – und wir haben jede Minute davon begeistert mitverfolgt!
Von FullGas Creative
Ein weiteres Mal schlägt das Geschichtsbuch der Dakar frische Seiten auf und wird mit neuen legendären Erzählungen dieses außergewöhnlichen Rennens gefüllt: Geschichten von einsamen Kämpfern und ihren Rallye-Bikes, die inmitten einer endlosen Wildnis kämpfen – über vielfältige Geländearten und unter wechselnden Bedingungen – stets auf der Jagd nach der ultimativen Offroad-Auszeichnung.
Das diesjährige Red Bull KTM Factory Racing-Team, bestehend aus Daniel Sanders, Luciano Benavides, Kevin Benavides (RallyGP) und Edgar Canet (Rally2), hat einen starken Start in das fast 8000 km lange, 12-Etappen-Event hingelegt. Die Eröffnungsetappe von Bisha, direkt nach dem Prolog, ließ den Teilnehmern keine Aufwärmphase für das, was oft als eines der schwierigsten Rennen der Welt bezeichnet wird. Sanders setzte gleich ein erstes Ausrufezeichen, indem er den Sieg in der Anfangsetappe auf seiner KTM 450 RALLY einfuhr:
„Das war ziemlich hart! Es gab viel Staub, also war meine Entscheidung, weiter hinten zu starten, vielleicht nicht die beste. Aber irgendwann haben wir uns alle eingeholt, und jeder hat gekämpft, um nach vorne zu kommen“, erklärte der Australier.
Die Eröffnungsetappe wurde von der lang erwarteten Übernacht-Chrono-Etappe gefolgt. Stell dir vor, du machst eine Schlafpause mitten in der Wüste – mit wenig Komfort, nur einem Zelt, ein paar militärischen Vorräten und wahrscheinlich jede Menge Sand zwischen den Zehen, nach einer der härtesten Motorradfahrten deines Lebens! Die „48-Stunden-Chrono“ wurde 2024 zum ersten Mal eingeführt. Sie ist eine Etappe über zwei Tage, bei der du über Nacht an provisorischen Biwaks oder sogenannten „Break-Point“-Zonen stoppen musst.
Es gab sechs mögliche Rastpunkte, alle mit sehr einfachen Essensvorräten für die Fahrer. Sie hatten ein Lagerfeuer, schliefen in einem Zelt unter den Sternen Saudi-Arabiens und erlebten ein bisschen von der besonderen Kameradschaft, die Rallyes so einzigartig macht – dabei gab es keinerlei Unterstützung vom Team. Nennen wir es einen Hauch von der ursprünglichen Dakar: Es ist ein Test der körperlichen und mechanischen Ausdauer und verleiht dem Wettbewerb, der im Vergleich zu den frühen Rennen über die Jahre so professionell geworden ist, einen zusätzlichen Hauch von Abenteuer.
Die Fahrer legten in zwei Renntagen beeindruckende 947 km zurück. Am ersten Tag der Chrono mussten um 17:00 Uhr Ortszeit alle Teilnehmer beim nächsten erreichten Biwak stoppen, was die Distanz für den folgenden Renntag bestimmte. In manchen Fällen war es recht strategisch, wie weit man kommen wollte. Sanders setzte sich erneut durch: Der 30-Jährige kämpfte sich durch die Dünen und die schwierige Navigation und brachte seine KTM 450 RALLY zurück ins zivilisiertere Biwak, wo das Red Bull KTM Factory Racing-Team bereits auf ihn wartete. Sanders führte weiterhin die Gesamtwertung an, als er den zweiten Teil der Zweitagesetappe abschloss.
Die dritte und vierte Etappe bildeten eine Marathon-Etappe, erneut ohne Unterstützung über Nacht und mit einer weiteren Nacht im Zelt in der Wüste. Die Fahrer mussten darauf achten, ihre Motorräder zu schonen, da der Reifenverschleiß eine Rolle spielen konnte. Um die Sache noch intensiver zu machen, hatten die Teilnehmer nur 30 Minuten Zeit, um an ihren Bikes zu arbeiten, nachdem sie das Biwak erreicht hatten. Die Fahrer verfügen in der Regel über ein gutes Wissen zur Motorradwartung, das sie in solchen Rennabschnitten einsetzen können.
Sanders gewann den zweiten Teil der Marathon-Etappe, obwohl er auf der dritten Etappe Probleme mit seinem Navigationsgerät hatte. Die Nutzung eines digitalen Roadbooks ist dieses Jahr verpflichtend. Es dient den Fahrern als Navigationshilfe und enthält Symbole und Informationen – früher war das traditionell eine sehr lange Papierrolle.
Nach Abschluss der vierten Etappe sagte Sanders: „Das war eine richtig coole Etappe! Ich habe mich zwar kurz verirrt, aber nichts, was mich zu viel Zeit gekostet hat. Diese Gegend kann wirklich knifflig sein, deshalb muss man sich komplett konzentrieren, und morgen wird es genauso sein. Ich habe meinen Vorsprung weiter ausgebaut, was mich sehr freut. Ich freue mich definitiv auf den Ruhetag!“
Luciano Benavides vom Red Bull KTM Factory Racing-Team feierte den Sieg auf der fünften und letzten Etappe der ersten Woche. Dabei kämpfte er sich durch die vulkanischen Landschaften und Canyons von Alula. Der argentinische Fahrer widmete den Sieg seinem Bruder und ehemaligen Dakar-Gewinner Kevin, der seinen Geburtstag in der Wüste feierte und nach einer Verletzung wieder zu seiner Wettkampfform zurückfindet.
„Das war ein wirklich guter Tag für mich“, sagte Luciano. „Von Platz 14 zu starten, hat geholfen, da ich viele Fahrer vor mir einholen konnte, aber immer noch ein paar Spuren sehen konnte. Ich fühle mich gut auf dem Bike und bin zufrieden mit meiner Fahrweise, also sind wir vor dem Ruhetag an einem guten Punkt.“
Die Strategie wird in der nächsten Woche eine große Rolle spielen, da man einschätzen muss, welche Etappen sich eignen, um Zeit gutzumachen, und bei welchen man es ruhiger angehen sollte. „Ich habe das Gefühl, dass ich noch im Kampf bin. Es ist noch ein langer Weg bis zum Ziel, und ich bin jetzt in einem richtig guten Rhythmus. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was die nächste Woche bringt“, schloss der KTM-Fahrer ab.
Vor dem heutigen Restday, an dem sich die Teilnehmer erholen, neu sortieren, Interviews für die Presse abhalten und sich auf die nächsten sieben Etappen vorbereiten können, führt Sanders die Gesamtwertung mit sieben Minuten Vorsprung an. Luciano liegt auf Platz sieben, während Kevin derzeit den 26. Platz belegt.
Eine besondere Erwähnung verdient der neue Red Bull KTM Factory Racing Rider Edgar Canet, der sich bisher bei der diesjährigen Dakar als neues Talent und aufstrebender Star gezeigt hat. Der 19-jährige Nachwuchsfahrer nahm im letzten Jahr an einigen Rallyes teil, um sich für die Dakar zu qualifizieren, darunter ein bemerkenswerter siebter Platz bei der Rallye du Maroc. Diese Woche hat der junge Fahrer in Saudi-Arabien bereits sein Dakar-Potenzial unter Beweis gestellt.
Zweiter in der Rally2-Kategorie auf der ersten Etappe, kämpfte der spanische Spitzenfahrer auf den Etappen zwei und vier um die Klassenführung, wobei sein erster Etappensieg in der Rally2-Kategorie auf der dritten Etappe gelang. Canet erreichte zudem beeindruckende Top-10-Platzierungen in der Gesamtwertung und führt aktuell die Rally2-Kategorie an, während er in der Gesamtwertung vor dem Ruhetag auf dem 10. Platz liegt. Canet ist ohne Zweifel eine echte Überraschung, denn allein das Erreichen des Endes der ersten Woche ist für einen Dakar-Neuling eine unglaubliche Leistung.
„Es fühlt sich unglaublich an, nach dieser ersten Woche die Rally2 anzuführen, und ich freue mich auf den Restday, um mich zu erholen! Diese Woche war super lang, mit vielen Stunden auf dem Bike, aber ich habe ein gutes Gefühl für den Rest des Rennens“, sagte Canet.
„Natürlich ist das Ziel, die Rally2 zu gewinnen, besonders nach meiner Leistung diese Woche, also werde ich weiter hart pushen!“ so der Dakar-Debütant.
Mit einigen atemberaubenden Sonnenuntergängen, steinigem Boden und riesigen Dünen haben wir es genossen, durch einige der Bilder von der Dakar 2025 zu blättern. Die Action geht morgen, am 11. Januar, weiter, mit langen Etappen vor uns, darunter ein Massenstart und der Aufbruch in das berüchtigt schwierige Empty Quarter. Das Rennen endet am 17. Januar in Shubaytah. Wir wünschen dem Red Bull KTM Factory Racing-Team viel Erfolg für die zweite Woche!